Die ESRF in Grenoble ist die drittgrößte Anlage der Welt für die Forschung mit Synchrotronstrahlung. Ihr Elektronenspeicherring ist allein 844 Meter lang und bietet Betrachtern ein imposantes Bild. Die Wissenschaftler erhoffen sich vom sündhaft teuren Projekt in Europas größtem Synchrotron detaillierte Erkenntnisse über die Anatomie eines Tieres, das seit mehr als 150 Jahren Menschen in aller Welt fasziniert. Ziel ist es, mögliche Artunterschiede zwischen den einzelnen Exemplaren besser sichtbar zu machen.
„Das ist für Solnhofen von besonderem Interesse, da der sechste Urvogel kein Archäopteryx, sondern das bislang einzig bekannte Exemplar einer weiteren Urvogelgattung ist“, heißt es in einer Pressemitteilung des Museums. Diese Art wurde bereits als „Wellnhoferia grandis“ beschrieben. Stabilisiert sich die wissenschaftliche Auffassung, hat Solnhofen künftig zwei fast komplette, verschiedene Urvögel: der neue Archäopteryx (Urvogel 11, wir berichteten) und Wellnhoferia (Urvogel 6). Hinzu kommt ein rechter Flügel von Archäopteryx („Chicken wing“ oder Urvogel 9).
Vergangene Woche reiste Museumsleiter Dr. Martin Röper auf Einladung der ESRF nach Grenoble, um dort vom französischen Spezialisten Dr. Paul Tafforeau und dem slowakischen Wissenschaftler Dr. Martin Kundrat die Originalknochen des neunten Exemplars scannen zu lassen. Die Verbindung zwischen Kundrat von der schwedischen Universität Uppsala und dem Solnhofener Museumsleiter stellte Diplom-Geologe Raimund Albersdörfer aus Schnaittach her, dem das achte Exemplar des Archäopteryx gehört.
Die von der ESRF finanzierte Reise des Museumsleiters haben Solnhofens Bürgermeister Manfred Schneider sowie die Familien Ottmann und Steil ermöglicht. Soweit erste Erkenntnisse vorliegen, ist der Aufbau der Arm- und Handknochen beim neunten Archäopteryx besser überliefert als das bisher bekannt war. Auch stecken noch Federn im Stein. Im nächsten Jahr soll auch das sechste Exemplar, der „Wellnhoferia grandis“, zur Untersuchung in die französische Alpenmetropole kommen.
Das ESRF in Grenoble wird von einem Konsortium von achtzehn europäischen Ländern finanziert, in erster Linie von Deutschland und Frankreich. „Die aktuelle Einbindung der beiden Solnhofener Archäopteryx-Exemplare in ein neues internationales Archäopteryx-Projekt sowie die kommende Ausstellung des elften Exemplars unterstreichen einmal mehr den Wandel der Solnhofener Einrichtung von einem früheren Heimatmuseum hin zu einem weltweit anerkannten Regionalmuseum in einem berühmten Ort“, freut sich Museumsleiter Röper.
Weitere freudige Überraschungen
Zum Ende des Jahres hat das Solnhofener Museum noch weitere positive Nachrichten zu vermelden. Ein privater Leihgeber hat in diesen Tagen alleine 5000 Euro, sozusagen als Weih-nachtsgeschenk für die Neueinrichtung des Museums gespendet. Als weitere Überraschung gilt die Rückkehr des „Drama aus der Urzeit“, das im Mai 2014 als Leihgabe vom Wyoming Dinosaur Center in Thermopolis/USA wieder nach Solnhofen zurückkommen wird. Das Stück, das einen großen Schnabelfisch zusammen mit einem gefangenen Flugsaurier zeigt, ist derzeit noch in China ausgestellt.